Betritt man die Dorfkapelle in Teichting, ist man überrascht von einer kunstvoll geschnitzten Pietà in einem massivem Marmoraltar. Der Altar, so ergaben Nachforschungen, kommt aus Wals bei Salzburg.
Dort wollte man 1770 statt den prachtvollen barocken Altären jetzt neue im nüchternen Stil, nämlich des Klassizismus. (Von 1750-1760 war die Kirche in Kirchhof noch barockisiert worden!). Die Aufklärung, die jetzt modern war, wendete sich unter dem letzten Salzburger Fürstbischof Hieronymus Graf Colloredo (1732-1812) gegen die barocke Volksfrömmigkeit, gegen Kirchenfeste und Wallfahrten. Statt barocker Prachtentfaltung mit hölzernen Scheinmarmorsäulen wollte man nun Säulen aus echtem Adneter Marmor. Daher wurde statt einem Schnitzer der Steinmetzmeister Josef Doppler (1732-1798) aus dem Dorf Himmelreich bei Wals beauftragt. Die Produktion von Marmoraltären wurde nun für die Familie Doppler ein wichtiger Geschäftszweig, wovon noch Altäre (u.a. in Salzburghofen, Kay) zeugen. - Des eine Freud, des andern Leid! - Die Pietà (Statue der Mutter Maria mit ihrem totem Sohn) schnitzte 1770 der berühmte Barockkünstler J.M. Lengauer (1723-1793), der zahlreiche Kirchen, v.a. in der Umgebung von Kitzbühel, im prächtigsten Barock ausgestattet hatte. Er hatte auch in Hüttschlag i. T. eine solche Pietà geschaffen, allerdings in Gold- und Silberfarben mit einem Schwert in der Brust, eine Darstellung, die man jetzt so nicht mehr wollte (siehe Bild). Dieser letzte Barockbildhauer aus Kitzbühel bekam gegen Ende seines Lebens so wenige Aufträge, dass die Stadt ihm sogar die Gewerbesteuer erlassen musste, damit er nicht ganz verarmte.
Wieder kam dann eine große Zeitenwendung. Das Fürsterzbistum Salzburg wurde aufgelöst. Teichting kam zu Bayern, Wals zu Österreich. Man verklärte romantisch die Vergangenheit (Historismus). Daher lagen nun die alten Stilrichtungen des Altaraufbaus im Trend. Neu-gotische Altäre erhielten Petting, Reichersdorf und Kirchberg, und in Schönram wurde sogar eine Kirche im neu-romanischem Stil gebaut.
Auch in Wals wollte man 1860 eine Kirche mit neu-romanischer Ausstattung, zumal die Kirche vergrößert werden musste, da Wals selbstständige Pfarrei wurde. Die alte Einrichtung wurde entfernt und an den Johann Esterer, Stempflmühler in Wals um 150 Gulden verkauft, der den rechten Seitenaltar an Bauern in Teichting weiterverkaufte. Nach der „Bauernbefreiung“ von Grundherrschaft und Leibeigentum sowie besserer Produktionsmethoden war jetzt die „goldene Zeit“ für diese Bauern (bis 1913). In Teichting hatten sie schon neue Höfe gebaut und wollten nun im Mittelpunkt des Dorfes eine Kapelle haben. Mit einem Ochsenfuhrwerk, so erzählte die alte Zenzl Kraller, wurde der Altar nach Teichting gebracht und trotz des langen Marsches hüpften die Ochsen noch übermütig herum. Am 2.1.1863 wurde beim königlichen Bezirksamt Laufen von vier Teichtinger Bauern (Griasei, Rogei, Reinthaler, Mandlbauer, jetzt Abfalter) der Antrag auf Erbauung einer Feldkapelle gestellt, gegen den das erzbischöfliche Ordinariat München/Freising keine Einwände erhob und bereits nach einem Jahr, 1864, konnte die Kapelle eingeweiht werden.
Die Pietà steht im Mittelpunkt des Altars, ein zeitloses Bild, mit einer Mutter, die ihren geliebten erwachsenen Sohn tot in den Händen halten muss, ein Symbol für das höchste Leid, das ein Mensch erfahren kann, - ein Urbild, das Menschen zu tiefst erschüttert. Dieses wahnsinnige Leid relativiert(e) für viele die eigenen Sorgen und Nöte und half und hilft diese zu ertragen. Als dankbares Zeichen für diese Hilfe schenkten sie Votivbilder und - Gaben, die zum Teil noch vorhanden sind.
Jetzt ist eine Sanierung des Holzschindeldaches erforderlich, was mit hohen Kosten verbunden ist. Für Spenden sind wir daher dankbar. Sie können überwiesen werden unter der IBAN: DE60 7109 0000 0006 0004 44 an den Historischen Verein Petting, Stichwort: Kapelle Teichting. Spendenquittungen können vom Verein ausgestellt werden.
Die Kapelle in Teichting mit ihrer Pietà ist ein zeitloses Kleinod, das hoffentlich auch die nächsten Zeitenwendungen überstehen wird.